Der Prüfschritt ist immer anwendbar.

Wie wird geprüft

Die Charakteristik von Benutzeroberflächen-Elementen, die optisch ermittelbar und unterscheidbar ist, muss auch semantisch von assistiven Systemen erkannt und programmatisch ermittelbar sein. Das betrifft vor allem die folgenden Element-Typen und Bereiche:

  • optisch voneinander unterscheidbare Bereiche der Benutzeroberfläche (Container)
  • Überschriften
  • Links
  • Tasten
  • Suchfelder
  • Formularsteuerungen
  • Listen
  • Tabellen

Bei iOS können solche Elemente mit Hilfe des iOS Rotors überprüft werden, bei Android mit Hilfe des Android Komfortmenüs:

  • Funktion im Rotor- bzw. Komfortmenü aktivieren.
  • Mit Hilfe des jeweiligen Funktionseintrags versuchen, die optisch identifizierbaren, unterschiedlichen Elemente anzuspringen.
  • Werden alle Elemente bei korrekt gewähltem Wert korrekt angesprungen?

Beispiele

  • Überschriften sind semantisch und hierarchisch korrekt ausgezeichnet, der Screenreader gibt „Überschrift“ und Ebene (z. B. Überschrift Ebene 2) aus. Da auf die Ausgabe von Ebenen entwicklungsseitig nicht immer Einfluss genommen werden kann, muss dieser Punkt als optional betrachtet werden. Falls Ebenen ausgegeben werden, müssen sie semantisch korrekt sein.
  • Ein Formular mit Pflicht- und optionalen Feldern, das Farbe und Text verwendet, um die erforderlichen Felder anzugeben: In den Anweisungen am Anfang des Formulars wird erläutert, dass die Pflichtfelder mit rotem Text und einem Symbol gekennzeichnet sind, dessen Textalternative aber „Pflichtfeld“ lautet. Sowohl der rote Text als auch das Symbol sind programmatisch ermittelbar und mit den Formularfeldern verknüpft, so dass Benutzerinnen und Benutzer mit assistiven Systemen die Pflichtfelder ermitteln können.
  • Eine Tabelle für den Busfahrplan wird so verwendet, dass der Header für jede Zelle programmatisch ermittelbar ist: Bushaltestelle in der ersten Spalte vertikal, Busse in der ersten Zeile horizontal, die Zellen enthalten die Zeit. Somit werden Haltestellen und Busse als Überschriften vorgelesen. Assistive Systeme können so ermitteln, welcher Bus und welche Bushaltestelle zu der entsprechenden Zeit zugeordnet sind.
  • Überschriften dürfen nicht missbräuchlich eingesetzt werden, zum Beispiel um unterschiedliche Schriftgrößen darzustellen
  • Absätze werden korrekt verwendet, es werden keine „einfachen Zeilenumbrüche“ für Absätze bzw. doppelte Zeilenumbrüche zur Unterteilung genutzt.
  • Container (Bereiche oder Blöcke einer APP), die optisch klar voneinander unterscheidbar sind, benötigen ebenfalls eine semantische Entsprechung.
  • Listen sind semantisch korrekt ausgezeichnet. Beispiele:
    • Ungeordnete Liste von Elementen: Eine ungeordnete Liste zählt verschiedene, nicht sortierbare Dinge auf, wie eine Einkaufsliste.
    • Definitionsliste: Eine Definitionsliste wird verwendet, um eine Definition von Begriffspaaren zu gruppieren, wie Kontaktdaten.
    • Ungeordnete Listen: um Links in Menüs zu gruppieren.
  • Zur Abstandsgenerierung werden keine (leeren) Benutzeroberflächen-Elemente verwendet.

Anforderung (Beschreibung)

Offene Funktionalität

Strukturen und Beziehungen der Inhalte werden über geeignete Elemente visualisiert. Diese sind programmatisch ermittelbar, wichtige Informationen sind im Kontext für alle Benutzer wahrnehmbar. Überschriften unterstützen den Benutzer bei der Identifizierung von Zugehörigkeiten, helfen beim Navigieren und Orientieren und vielem mehr durch die APP.

Geschlossene Funktionalität

Falls die Informationen der Inhalte nicht für assistive Systeme wie Screenreader zugänglich sind, sollen auditive Informationen bereitgestellt werden. Sie ermöglichen dem Benutzer eine Zuordnung der Informationen per Audioausgabe.

Viele Menschen, die offiziell als blind gelten, verfügen noch über ein gewisses Maß an Sehkraft und nutzen einige Aspekte der visuellen Anzeige. Eine Audioalternative, die sowohl vollständig als auch ergänzend ist, umfasst alle visuellen Informationen wie Fokus oder Hervorhebung. Die Audioausgabe soll jederzeit den sichtbaren Informationen auf dem Bildschirm zugeordnet werden können. Sie schließt zudem Aussagen über die Struktur und Beziehungen ein, die in der visuellen Darstellung übermittelt werden.

Warum wird das geprüft

Benutzeroberflächen-Elemente, die eine bestimmte Charakteristik haben, müssen diese auch auf einer semantischen Ebene besitzen. Hilfsmitteltechnologien können dadurch all das, was optisch voneinander unterscheidbar ist, auch über die Accessibility API der jeweiligen Plattform als unterscheidbar ausgeben. Dies ist notwendig, damit auch Benutzerinnen und Benutzer von z. B. Screenreadern den Aufbau der APP und die Darstellung der Inhalte wahrnehmen können.

Verweise (Referenzen)

  • EN 301549 v3.2.1 Kapitel 11.1.3.1 Info and relationships
  • WCAG v2.1 Kapitel 1.3.1 Info and relationships