Der Fokus der PDF Accessibility Days, die Mitte November in Kopenhagen stattfanden, lag u.a. auf der Nutzung assistiver Technologien, der Barrierefreiheit von PDF-Dokumenten und dem PDF-Standard PDF/UA.

Logo der PDF Accessibility Days 2015
PDF Accessibility Days, Kopenhagen 2015
Bild: PDF Association

Der praktische Nutzen für die Sicherung von Beschäftigung für Menschen mit Behinderungen bildete den roten Faden der Veranstaltung.

So bot der internationale Kongress auch dem Entwicklungsteam des BITi-Projektes eine gute Gelegenheit zum Informationsaustausch und um neue Erkenntnisse und Impulse für die Entwicklung eines zeitgemäßen PDF-Testverfahrens zu erhalten.

Organisiert wurden die PDF Accessibility Days von der PDF-Association, einem internationalen Interessenverband rund um die Themen Standardisierung, Optimierung und Prozesse zur Erstellung von PDF-Dokumenten.

Während der erste Tag vor allem dem Thema Sensibilisierung der Öffentlichkeit gewidmet war, wurden am zweiten Tag konkrete Produkte zur Erstellung und Überarbeitung barrierefreier PDF-Dokumente vorgestellt.

So stellte zum Beispiel Adam Spencer von Accessibil-IT Inc. Kanada ein webbasiertes Produkt zur barrierefreien Überarbeitung von PDF-Dokumenten vor. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile über 40 MitarbeiterInnen, was zeigt, dass Barrierefreiheit ein unverzichtbarer Qualitätsfaktor ist. In Kanada hat dies der Gesetzgeber erkannt und gibt vor, dass alle Unternehmen, die mehr als 50 MitarbeiterInnen beschäftigen, ihre IT barrierefrei zu gestalten haben.

Duff Johnson, stellvertretender Vorsitzender der PDF Association und selbständiger Berater in Boston, zeigte die Vorzüge und Nachteile von PDF/UA gegenüber den WCAG 2.0 auf. Deutlich wurde dabei, dass letztlich beide Standards benötigt werden, weil kein Standard allein alle notwendigen Kriterien abdecken kann.

Olaf Drümmer, Vorsitzender der PDF Association, gab einen Ausblick auf den kommenden Standard PDF 2.0 und zeigte Möglichkeiten auf, wie mathematische Ausdrücke in PDF-Dokumenten so zu gestalten sind, dass sie mit Blinden-Hilfsmitteln problemlos gelesen werden können.

René Jaun, freiberuflicher Accessibility-Berater aus der Schweiz, setzte sich in seinem Tagungsbeitrag mit der Problematik der Erfassung von PDF-Dokumenten für blinde Menschen auseinander. Er kam zu der ernüchternden Erkenntnis, dass keines der online verfügbaren PDF-Dokumente für Screenreader zugänglich ist.

Referenten der PDF-Accessibilty-Days 2015
Referenten der PDF-Accessibility-Days, Kopenhagen 2015
Bild: Detlef Girke

Markus Erle präsentierte ein neues PDF-Lese-Programm für Smartphones und andere mobile Geräte. Er demonstrierte, dass es nicht nur darauf ankommt, dass Text am rechten Bildschirmrand umbricht, sondern auch darauf, dass Strukturinformationen auch in einer für mobile Endgeräte optimierten Darstellung wesentlich sind für das barrierefreie Erfassen von Dokumenten – und zwar nicht nur für Menschen mit Behinderungen.

Ted Page von Dig Inclusion, Großbritannien, zeigte, dass es nicht ausreicht den PDF/UA-Standard zu erfüllen, sondern auch darauf geachtet werden muss die Inhalte leicht verständlich aufzubereiten. Beispielsweise werden Formulare viel leichter erfasst, wenn Beschriftung und Eingabefeld in unmittelbarer Nähe zueinander angeordnet sind. Viel zu oft ist das nicht der Fall, was nicht nur für Menschen mit Sehbehinderungen irritierend ist.

Olaf Drümmer hob hervor, dass jede/r Interessierte über die PDF-Association an den weiteren Entwicklungen an PDF/UA mitwirken könne. „Für die Behinderten-Selbsthilfe ist dies ein wichtiger Punkt zur Umsetzung ihrer Interessen an lesbaren elektronischen Dokumenten“, äußert sich Detlef Girke, Chefentwickler im BITi-Projekt zufrieden über die Zusammenarbeit mit der PDF-Association. „BIT inklusiv wird mit dem Prüfverfahren auf Basis des Matterhorn-Protokolls seinen Beitrag dazu leisten, dass PDF-Dokumente in Zukunft auch mit Hilfsmitteln genauso leicht erfasst werden können wie HTML-Inhalte. Dazu haben die PDF-Accessibility-Days uns viele Anregungen mit auf den Weg gegeben“, betont Girke weiter.

Zum Hintergrund:

Das sogenannte PDF-Format wurde ursprünglich entwickelt, um Dokumente mit seitenbasierten Inhalten verlässlich und plattformunabhängig auf Monitoren darstellen und Druckern ausgeben zu können. An Barrierefreiheit war dabei nicht gedacht worden. Erst eine Weiterentwicklung der PDF-Technologien und die Einhaltung bestimmter Anforderungen gewährleisten heute, dass auch komplexe PDF-Dokumente von sehbehinderten und blinden Menschen mit Computerhilfsmitteln gelesen werden können. Ein internationaler Standard legt fest, wie PDF-Dokumente aufgebaut sein müssen, damit sie barrierefrei sind. So definiert der PDF/UA-Standard, der erstmals 2012 von der PDF-Association veröffentlicht wurde, Regeln für PDF-Objekte und –Eigenschaften. Außerdem definiert PDF/UA die korrekte Verwendung von PDF-Tagging für einen barrierefreien Zugriff auf die Inhalte in einem PDF. Das PDF/UA ist 2012 auch als internationale Norm ISO 14289-1 erschienen.

Ob ein PDF barrierefrei ist, konnte erstmals im Rahmen des BITV-Tests von BIK geprüft werden. Weil dieses PDF-Prüfverfahren aber inzwischen veraltet ist, fördert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen des Projektes BIT inklusiv eine Neuentwicklung eines PDF-Tests auf der Basis aktueller Technologien und Standards. Dies geschieht im engen Austausch mit international agierenden ExpertInnen, weshalb BIT inklusiv auch als Mitglied in die PDF-Association aufgenommen worden ist.

BIT inklusiv informiert sich auf den PDF-Accessibility-Days