Der Prüfschritt ist immer anwendbar.

Wie wird geprüft

Mit der Tastatur (Tabulatortaste, ggf. Pfeiltasten) jedes Element der Anwendung fokussieren. Bei Fokuserhalt darf keine Kontextänderung auftreten, außer der Benutzer wurde vorher über dieses Verhalten in sichtbarem Text aufgeklärt.

Bei Kontextänderungen kann es sich um Folgendes handeln:

  • Änderung des Nutzeragenten (z. B. neue Fenster/Dialoge öffnen sich)
  • Änderung des Viewports (z. B. geänderte Scrollposition, Bildausschnitt)
  • Fokusversetzung
  • wesentliche Inhaltsänderung (z. B. neue Bedienelemente oberhalb, Ansicht/Seite erscheint wie neue Ansicht/Seite)

Beispiele

  • Erfüllt: Eine Kontextänderung wird explizit ausgelöst, z.B. mit der Eingabetaste auf einem Bedienelement (Menüpunkt, Button, Link), oder durch das Verlassen eines Eingabefeldes mit Tabulatortaste.
  • Fehler: Ein Formular wird automatisch abgeschickt, sobald ein bestimmtes Eingabefeld den Fokus erhält.
  • Fehler: Ein Dropdown-Menü enthält Sprunglinks. Wenn der Nutzer mit der Tastatur (Pfeiltaste) zu einer Auswahl nach unten geht, wird der fokussierte Sprunglink direkt ausgelöst.
  • Erfüllt: Wie zuvor, aber die Aktion wird nach der Auswahl erst durch betätigen der Leer- oder Eingabetaste ausgelöst.
  • Fehler: Bei Fokus eines Radiobuttons öffnet sich automatisch ein Pop-up mit einem Hilfetext.
  • Fehler: Wenn ein Eingabefeld den Fokus erhält, wird ein Hilfedialogfenster geöffnet, das das Feld beschreibt. Wenn ein Tastaturbenutzer mit der Tabulatortaste durch die Anwendung navigiert, wird das Dialogfeld geöffnet und der Tastaturfokus beim Verlassen des Feldes direkt in das Pop-up versetzt.

Anforderung (Beschreibung)

Wenn eine Benutzeroberflächenkomponente den Fokus erhält, wird keine Kontextänderung ausgelöst.

Warum wird das geprüft

Die Software muss es den Benutzern ermöglichen, den Tastaturfokus zu bewegen, ohne dadurch bei anderen Inhalten eine Wirkung hervorzurufen. Es muss eine bewusste Aktion des Benutzers vorgenommen werden, um jede andere Wirkung auszulösen. Dies ist besonders wichtig für Benutzer, die nicht die gesamte Anzeige auf einmal sehen können und die Benutzungsschnittstelle daher erkunden müssen, indem sie durch alle verfügbaren Bedienelemente navigieren. Wenn hierbei eine unbeabsichtigte Kontextänderung geschieht, können Benutzer die Orientierung verlieren oder die Änderung zunächst gar nicht wahrnehmen.

Verweise (Referenzen)

  • EN 301549 v3.2.1 Kap. 11.3.2.1 On focus
  • WCAG v2.1 Kap. 3.2.1 On focus